„Gedächtnisübungen“
Gesprächsabend mit Erwin Axer

Erwin Axer, geboren 1917 in Wien, Regisseur, Theaterintendant, Pädagoge, Essayist. Absolvent der Abteilung Regie am Warschauer Institut für Theaterkunst unter Leitung von Leon Schiller. Zu Beginn des Krieges Mitarbeiter am polnischen Theater in Lemberg, später Teilnahme am Warschauer Aufstand, danach Kriegsgefangener in Deutschland; nach dem Krieg Mitarbeiter des Kammertheaters in Łódź, das 1948 nach Warschau übersiedelte und bis heute als „Teatr Wspólczesny“ fortbesteht; dort bis 1980 Intendant, parallel dazu von 1954-58 Direktor des Nationaltheaters in Warschau; seit 1962 Regieaufenthalte im Ausland: z.B. Schweiz, Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Niederlande, UdSSR und USA; neben seiner Tätigkeit als Regisseur Professor an der Warschauer Staatlichen Theaterhochschule; in den letzten Jahrzehnten verstärkte Hinwendung zur Schriftstellerei: Essays und Feuilletons in den Zeitschriften „Teatr“ und „Dialog“, Sammlung seiner Erzählungen in dem Buch „Gedächtnisübungen“.

„[…] Die Generation, zu der ich gehöre, beweist wie wenige andere, dass wir ohne spezifisches Talent die großartigsten Lehren verschwenden. Wir haben fast alle Abenteuer von Shakespeare'schem Ausmaß erlebt. Kriege und Gemetzel, Lager, diese und jene Diktaturen, Verrat und Mord waren unsere Schule. Wie sehr haben wir wirklich daraus Lehren gezogen? Nicht viel […] Ich bin in dieser Hinsicht keine Ausnahme, obwohl ich glaube, dass ich eher das Produkt von Autoren als der Abenteuer des Lebens bin, an denen es doch nicht gefehlt hat. Ich habe sie nicht gesucht, sie haben mich gefunden. Wenn ich heil davongekommen bin, so verdanke ich einiges davon den Büchern, die alte Rezepte und Möglichkeiten der Rettung enthalten haben.“

Erwin Axer, Homo unius libri, in: Cwiczenia pamieci, Warszawa 1991.

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