„Krzysztof Kieślowski – der verspielte Moralist“

Vortrag von Dr. Nikolas Hülbusch, 10. März 2006

Am 13. März 2006 jährt sich zum zehnten Mal der Todestag eines der bedeutendsten europäischen Filmemacher des späten 20. Jahrhunderts. Der polnische Regisseur Krzysztof Kieślowski (1941-1996), der als Dokumentarfilmer begann, machte in den 70er Jahren als Hauptvertreter des sozialkritischen „Kinos der moralischen Unruhe“ von sich reden. In Westeuropa wurde er in den 80er Jahren einem breiten Publikum mit Filmen wie „Der Zufall möglicherweise“, „Ohne Ende“, insbesondere aber mit dem Fernsehzyklus „Der Dekalog“ bekannt. In der westlichen Rezeption betonte man neben den moralischen und politischen Diskursen in Kieślowskis Werk immer wieder dessen mystische und quasi-religiöse Ebene, weil dies der damaligen Erwartungshaltung an osteuropäische Künstler entsprach. Mit dem zeitlichen Abstand wird heute jedoch mehr und mehr sichtbar, dass das Werk Kieślowskis auch voller komplexer, spielerischer Reflexionen über das audiovisuelle Medium steckt. Wie viele westliche Zeitgenossen ist auch Kieślowski somit in einen globaleren Kontext des Filmautoren zwischen Moderne und Postmoderne einzuordnen.

Dr. Nikolas Hülbusch (geb. 1968) studierte an der Ruhr-Universität Bochum Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Slavistik und spezialisierte sich auf die polnische und sowjetische Filmgeschichte. In seiner Magisterarbeit (veröffentlicht 1997) beschäftigte er sich mit der „Schwarzen Serie“ des polnischen Dokumentarfilms der 50er Jahre. In seiner Dissertation (2001) analysierte er die Darstellung Stalins im sowjetischen Spielfilm der 30er bis 50er Jahre. Seit 2001 ist Nikolas Hülbusch Projektmanager für dokumentarische Koproduktion bei der ZDF Enterprises GmbH.

In Verbindung mit dem Mainzer Polonicum.

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