„Ist Polen in Europa angekommen?“

Vortrag von Adam Krzemiński, 5. Mai 2006

Nach dem Beitritt Polens und weiterer Länder in die Europäische Union im Jahre 2004 ist Ernüchterung zu Europa eingetreten. In Frankreich und den Niederlanden wurde der Entwurf eines europäischen Verfassungsvertrages in Volksabstimmungen abgelehnt, in Polen haben euroskeptische Parteien bei den letzten Parlamentswahlen die Mehrheit gewonnen, vielerorts verbreitet sich Europaskepsis in der Bevölkerung.

Fortschritte in der Europapolitik sind aber nur möglich, wenn sie von der Bevölkerung mitgetragen werden und sich europäisches Bewusstsein bildet. Dies ist insbesondere den Bevölkerungsgruppen schwer zu vermitteln, die infolge der europäischen Integration in wirtschaftlicher Hinsicht Nachteile erleiden oder einfach nur glauben, dadurch benachteiligt zu werden, wobei häufig fälschlicherweise europäische Integration mit Globalisierung gleichgesetzt wird. Deshalb die Fragen hier für Polen: Wem bringt der Beitritt zur EU echte oder vermeintliche Nachteile? Entscheiden die „Modernisierungsverlierer“ über Europas Zukunft? Wie stehen die Chancen für eine intensive Hinwendung Polens zu Europa und zum Entwurf einer europäischen Verfassung?

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Mainz-Wiesbaden, die die Veranstaltung moderiert, freut sich auf Informationen und Antworten aus erster Hand von Adam Krzemiński und auf eine lebhafte Diskussion, die auch die Auswirkungen der Osterweiterung der EU auf Deutschland einbezieht.

Adam Krzemiński gilt als einer der führenden Publizisten Polens. Er wurde 1945 in Radecznica (Ostpolen) geboren. Der studierte Germanist ist seit 1973 Redakteur der Wochenzeitung „Polityka“. Von 1982 bis 1984 war er Dozent am germanistischen Seminar der Universität in Thorn, danach Gastredakteur von „Die Zeit“ und Ko-Chefredakteur des Deutsch-Polnischen Magazins „Dialog“. In den 90er Jahren war er stellvertretender Vorsitzender der Polnisch-Deutschen Gesellschaft in Warschau. Dem deutschen Publikum ist er unter anderem durch das Essay „Polen im 20 Jahrhundert“ (1998) und das Buch „Deutsch-Polnische Verspiegelung“ (2001) bekannt. Für seine Tätigkeit wurde er 1993 mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. 1996 erhielt er den Ksawery-Pruszyński-Preis (Essayistik-Preis des Polnischen P.E.N Clubs). Er ist ein exzellenter Kenner der deutsch-polnischen Beziehungen und der bekannteste publizistische Mittler zwischen Deutschen und Polen.

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