1945 bedeutete für das deutsch-polnische Verhältnis eine Zäsur ohne historisches Beispiel. In der Folge war der Westteil Deutschlands durch den Eisernen Vorhang von Polen weitgehend abgeschnitten, während der Ostteil sich notgedrungen in einer systemischen Partnerschaft mit seinem östlichen Nachbarn wiederfand. Zwischen der zwanghaften Fixierung auf die Frage der Anerkennung der Grenze, der neuen Ostpolitik Brandts, die ihren sinnfälligsten Ausdruck in seinem Kniefall im Warschauer Ghetto fand, und der Unklarheit des Westens, wie er mit dem Kampf der Solidarność-Bewegung umgehen sollte, spannen sich die Parameter deutscher Ostpolitik auf.
Heute finden sich das wiedervereinigte Deutschland und das vom Joch des Ostblocks befreite Polen als größte Länder Zentraleuropas in einer neuen Partnerschaft wieder, was seinen Ausdruck auch darin findet, dass dieser letzte Band – wie auch die übrigen Bände der vom Deutschen Polen-Institut herausgegebenen Deutsch-Polnischen Geschichte – von einem polnischen und einem deutschen Autor zusammen verfasst wurde. Das insgesamt fünfbändige Werk hat sich die Aufgabe gesetzt, die gemeinsame Geschichte aus transnationaler Sicht erstmals unvoreingenommen aufzuarbeiten und damit einen Beitrag zur europäischen Verständigung und Aussöhnung zu leisten.
Dr. Markus Krzoska ist Privatdozent an der Abteilung für Osteuropäische Geschichte am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er war 1992 Gründungsvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mainz-Wiesbaden.
Dr. Paweł Zajas ist Literaturwissenschaftler und Professor an der Fakultät für Englische Philologie der Adam Mickiewicz-Universität in Poznań.
Er vertrat im Wintersemester 2020/21 die Brückenprofessur für Internationale Literaturvermittlung und Buchwissenschaft am Gutenberg-Institut für Weltliteratur
und schriftorientierte Medien der Universität Mainz.
Die Veranstaltung fand auf der Plattform Zoom statt. Ein Bericht darüber findet sich im Blog.
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