„Deutsch-polnische Beziehungen im Kontext des polnischen Beitritts zur Europäischen Union“

„Polen liegt an der Adria“, stellt ein polnischer Schriftsteller fest und umreißt damit bereits präzise, wo Polen eigentlich liegen sollte, nämlich an der Adria und nicht zwischen Deutschland und Russland. Für uns Menschen im Westen ist Polen ein ziemlich fremdes Land, zu dem uns ein Schlüssel fehlt. Es ist ein Land mit einer lateinischen Kultur und einer östlichen Seele. Was aber unterscheidet uns voneinander? Wie gehen wir mit den Unterschieden um? Herr Lipscher kann dazu auch einiges aus eigener Erfahrung beitragen.

Deutschland ist ein bedeutender Fürsprecher für Polens Beitritt zur EU. Auf welche Weise haben sich die deutsch-polnischen Beziehungen entwickelt, so dass wir nun gemeinsam zur Europäischen Union gehören können? Nicht zu unterschätzen ist der Beitrag der Kirchen in diesem Prozess. Polen ist in Europa eine Region, die viel Wertvolles in die EU einbringen kann. Ein Europa der Regionen, in dem ein offener Regionalismus praktiziert wird, kann zukunftsweisend sein. Polen ist anders, Polen ist selbstbewusst, Polen wird kein einfacher Partner sein. Polen ist Polen, ein „unendliches ästhetisches Experiment“, wo Glaube, Vaterland, Patriotismus und Freiheit sakrale Begriffe sind.

Der Vortrag will auf eine etwas unkonventionelle Weise den Blick für das Besondere an Polen schärfen.

Dipl. Theologe Winfried Lipscher wurde 1938 in Wartenburg/Ostpreußen, heute Barczewo, geboren. Nach dem Besuch polnischer Schulen siedelte er 1957 in die Bundesrepublik Deutschland über. Anschließend studierte er in Münster katholische Theologie. Seit 1971 war er im Auswärtigen Amt als Dolmetscher und Übersetzer für Polnisch tätig, mehrfach leitete er den Sprachendienst an der Deutschen Botschaft in Warschau. Von 1980 bis 1984 war er Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt.

Gleichzeitig nahm er vielseitige Tätigkeiten im deutsch-polnischen Aussöhnungsprozess, besonders im kirchlischen Bereich, wahr. Neben zahlreichen Publikationen zu deutsch-polnischen Themen war er Herausgeber einer großen Anthologie der Literatur des ostpreußischen Raumes in den Sprachen Deutsch, Polnisch, Russisch und Lithauisch. Unter anderem übersetzte er das „Römische Tryptychon“ des Papstes, eine Anthologie über das jüdisch-polnische Verhältnis.

Für seine Verdienste wurde er von Papst Johannes Paul II. mit dem Ritterorden des Heiligen Sylvester und vom polnischen Staatspräsidenten mit dem Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen ausgezeichnet.

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