„Polen und Juden gemeinsam unter einem Himmel“

Im Vortrag wird es auf das Wort „gemeinsam“ ankommen, denn die Anthologie, die Gegenstand des Gesprächs sein soll, hebt genau darauf ab. Dennoch darf und soll der polnische Antisemitismus und sein Kontext dabei nicht ausgeschlossen sein.

„Das Volk, das über viele Generationen mit uns zusammengelebt hat, ist nach dem grausamen Tod von Millionen seiner Söhne und Töchter weiterhin bei uns geblieben“, sagt Johannes Paul II.

Es ist viel bekannt über die Konflikte zwischen Polen und Juden, über Pogrome und Verfolgungen, sowohl von Seiten der Christen als auch der Kommunisten. Dass es aber schon seit den sechziger Jahren unter anderem in katholischen Intellektuellenkreisen Überlegungen und Ansätze zu einer echten Auseinandersetzung mit dem polnischen Antisemitismus gegeben hat, ist weniger bekannt.

Inzwischen ist der christlich-jüdische Dialog in Polen eine feste Größe geworden. Er kann weiterhelfen und tut es auch.

„Der Antisemitismus der gutmütigen und anständigen Menschen“ - wie ihn Tadeusz Mazowiecki bezeichnet, ist im Grunde genommen schwieriger zu bekämpfen als der brutale Antisemitismus mit seinen Parolen.

Gemeinsam unter einem Himmel vollzieht sich das alles. Das Gemeinsame ist aber mit Blick auf die Zukunft in der Lage, Feindschaft zu überwinden.

Dipl. Theologe Winfried Lipscher wurde 1938 in Wartenburg/Ostpreußen, heute Barczewo, geboren. Nach dem Besuch polnischer Schulen siedelte er 1957 in die Bundesrepublik Deutschland über. Anschließend studierte er in Münster katholische Theologie. Seit 1971 war er im Auswärtigen Amt als Dolmetscher und Übersetzer für Polnisch tätig, mehrfach leitete er den Sprachendienst an der Deutschen Botschaft in Warschau. Von 1980 bis 1984 war er Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt.

Gleichzeitig nahm er vielseitige Tätigkeiten im deutsch-polnischen Aussöhnungsprozess, besonders im kirchlischen Bereich, wahr. Neben zahlreichen Publikationen zu deutsch-polnischen Themen war er Herausgeber einer großen Anthologie der Literatur des ostpreußischen Raumes in den Sprachen Deutsch, Polnisch, Russisch und Lithauisch. Unter anderem übersetzte er das „Römische Tryptychon“ des Papstes, eine Anthologie über das jüdisch-polnische Verhältnis.

Für seine Verdienste wurde er von Papst Johannes Paul II. mit dem Ritterorden des Heiligen Sylvester und vom polnischen Staatspräsidenten mit dem Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen ausgezeichnet.

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